Heute erzähle ich euch, wieso meine Mami besonders vorsichtig und ängstlich ist im Bezug auf mich. Das Ganze hängt nämlich zusammen mit meiner Schwester Lucy. Mami hat mir schon ganz viel von Lucy erzählt. Die ganzen Geschichten aus Lucys Leben bekommt ihr natürlich auch nach und nach von mir weitererzählt. Doch davon, was Lucy zugestoßen ist, hat sie mir nie erzählt -bis zu dem Tag, wo ich danach gefragt habe.
Lucy, war eine französische Bulldogge in der Farbe „blau“. Sie wurde am 23.09.17 geboren und ist genau ein Jahr später am 23.09.18 verstorben. Ihre Geschichte hat mich sehr berührt und ich kann Mami’s Vorsicht nun viel besser verstehen.
Wenn die Sonne des Lebens untergeht, leuchten die Sterne der Erinnerung.
Da dies mein erster Beitrag zu Lucy ist muss ich vorab etwas loswerden. Eigentlich war Lucy die verwöhnteste französische Bulldogge der Welt. Doch Mami hat gesagt, dass ich genauso verdient habe die verwöhnteste französische Bulldogge der Welt zu sein, wie Lucy es damals war. Darüber bin ich sehr froh und obwohl ich sie nie kennengelernt habe, liebe ich Lucy aus tiefstem Herzen.
Anfangen möchte ich mit dem Abend vor Lucys erstem Geburtstag. Sie war schon seit Wochen gespannt auf diesen Tag und fragte Mami immer wieder, was sie denn bekommen würde. Mami hatte natürlich nichts verraten und hat sich an jenem Abend in der Küche verkrümelt, um Lucys Geburtstagskuchen zu backen.
Schaut ihn euch an, sogar pink ist er geworden. Nachdem der Kuchen fertig war und im Kühlschrank hart wurde, ist Mami ins Schlafzimmer gegangen und hat dort mit verschlossener Tür alle Geschenke für Lucy liebevoll eingepackt. Sie bekam ein neues Geschirr viele schöne Leckereien und einen riesigen Ochsenziemer – so, wie sie ihn liebte. Nicht zu vergessen der große, pinke Luftballon, der aussah wie eine Eins. Die Zeit der Vorbereitung verbrachte Lucy übrigens mit Papi auf dem Sofa im Wohnzimmer.
Kurz vor 00:00 Uhr stand Lucy vom Sofa auf, ging zur Schlafzimmertür und versuchte sie zu öffnen. Mami war gerade fertig mit dem einpacken, ging raus und lenkte sie gemeinsam mit Papi noch ein wenig ab. Um Punkt 00:00 öffnete sich für Lucy die Schlafzimmertür und sie durfte all ihre Geschenke sehen, auspacken und ein Stück ihres Kuchens probieren.
An Lucys Geburtstag wurde ganz nach ihrem Geschmack lange ausgeschlafen und zu dritt gekuschelt. Der Tag war sehr regnerisch und stürmisch. Den langen Spaziergang auf dem Feld mit ausgiebigem Ball spielen haben Mami und Papi ihr trotz des Wetters ermöglicht. Sie rannte überglücklich in ihrem neuen Geschirr dem Ball hinterher.
Gegen Abend gingen Mami, Papi und Lucy ins Wohnzimmer auf die Couch und dort bekam sie ihren Ochsenziemer. Sie setzte sich auf dem Boden neben das Sofa und nagte an ihm und dann geschah das unvermeidbare Unglück. Mami sagte, dass Lucy anfing zu würgen, da sie offenbar ein Stück vom Ochsenziemer verschluckte, der abgebrochen sein muss. Mami und Papi merkten, dass es anders war als sonst, wenn Lucy sich an etwas verschluckt hatte. Papi ging zu ihr auf den Boden und Lucy fing an nach Luft zu schnappen. Papi packte sie und versuchte mit allen Mitteln das Stück Ochsenziemer aus ihrem Hals zu bekommen. In der Zwischenzeit rief Mami beim Nottierarzt an, welcher allerdings 30 min entfernt war. Dieser arbeitete leider auch nicht sonderlich kooperativ. Mami sagte, dass Lucys Zunge schon blau sei und sie hier sterben würde, wenn sie nicht sofort etwas unternehmen würden und ob er nicht noch andere Dinge wüsste, die man tun könnte. Dieser sagte allerdings lediglich sie sollten vorbeikommen. Mami und Papi liefen mit Lucy zum Auto und fuhren los. Im Auto hat Papi Lucy bereits mehrfach wiederbelebt. Durch Mamis rasanten Fahrstil kamen sie in Windeseile beim Tierarzt an. Vor Ort ließ sich kein Tierarzt von außen erkennen. Kein beleuchtetes Schild, nichts. Sie standen im Dunkeln. Mami rief erneut beim Tierarzt an und schrie verzweifelt ins Telefon, dass sie den Eingang nicht finden können und ob er nicht rauskommen könnte. Daraufhin erwiderte der Tierarzt nur seine Hausnummer und, dass sie schon selbst gucken müsste.
Mami und Papi, der Lucy in seinen Armen trug, liefen von Haus zu Haus, bis sie das richtige Haus fanden. Dort mussten sie klingeln, anschließend durch 2 Tore und über den Hinterhof, bis sie vor einer verschlossenen Tür standen, an der sie noch klopfen musste damit dieser Tierarzt sich endlich erbarmte die Tür zu öffnen.
Papi legte Lucy auf den Behandlungstisch. In aller Ruhe suchte der Tierarzt sein Abhörgerät und hörte den bewusstlosen Körper von Lucy ab anstatt lebensrettende Notmaßnahmen einzuleiten.
Er ließ noch ihre Pfote rasieren und ihr Dopamin spritzen um ihnen dann zu sagen: „Das war’s.‘
Mami’s und Papi’s Welt ist mit diesem Moment zusammengebrochen.
Als Mami mir das alles erzählt hatte, war ich schockiert. Wie konnte sich jemand Tierarzt nennen, der einem Tier in Not nicht helfen wollte, obwohl er für diese Zeit zuständig war. Wieso blieb er nicht am Telefon und erkundigte sich fortlaufend über den Zustand? Wieso wies er Mami nicht an den „Heimlich- Griff“ anzuwenden, von dem sie im Nachhinein gelesen hat? Und wieso kam er nicht raus?
Ich kann total verstehen, dass Mami deshalb noch vorsichtiger ist und immer, wenn ich etwas auf der Straße aufhebe, mir direkt in den Mund greift und es wegwirft.
Mami sagt, jeder, der nicht direkt neben einer Tierklinik wohnt oder einen Tierarzt als Partner hat, sollte 1. sich selbst in Form eines Erste-Hilfe-Kurses für Hunde schulen und sich 2. die Handynummer von einem Tierarzt seines Vertrauens beschaffen. Ich finde, damit hat sie vollkommen Recht.
Hat jemand von euch auch schon Mal so etwas schreckliches erlebt? Erzählt mir eure Geschichten in den Kommentaren.